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Julius von Gemmingen
Von Stadtwiki
Julius Freiherr von Gemmingen-Hagenschieß (* 20. Oktober 1774 in Tiefenbronn; † 25. August 1842 in Stuttgart) war der letzte Angehörige seines Geschlechtes, der bis 1806 im Gemmingischen Gebiet (kurz: Biet) landesherrliche Rechte ausübte. Zu seinen Lebzeiten erlebte er die Wiedervereinigung des Gemmingischen Gebiets nach langer Zersplitterung, aber auch den Verlust von Landes- und schließlich auch Grundherrschaft seiner Familie an den badischen Staat.
Leben
Julius von Gemmingen übernahm 1801 nach dem Tode seines Vaters die Herrschaft über den Tiefenbronner Teil des Biets. Durch die Heirat mit seiner Verwandten Maria Anna von Gemmingen-Hagenschieß im Jahr 1802 wurde er auch Besitzer der Burg und Herrschaft Steinegg, und 1805 erbte er nach dem Tod seines Bruders die Herrschaft Gemmingen-Mühlhausen, so dass erstmals seit Jahrhunderten das gesamte Gemmingische Gebiet wieder unter einheitlicher Herrschaft stand.
Bereits im folgenden Jahr 1806 wurden durch die Mediatisierung jedoch die landesherrlichen Rechte der Gemminger aufgehoben und das Biet vollständig in das vergrößerte Großherzogtum Baden integriert. Der Familie von Gemmingen-Hagenschieß verblieben allerdings das umfangreiche Grundeigentum und die verschiedenen Schlösser im Biet, darunter ihr Wohnsitz Schloss Steinegg.
Der junge katholische Geistliche Aloys Henhöfer fand dort 1815 seine erste Stelle als Kaplan und Hauslehrer der Kinder von Julius von Gemmingen, dessen Vertrauen er rasch gewann. In Julius von Gemmingens Herrschaftsgebiet wurde Henhöfer auf dessen Betreiben 1818 auch Pfarrer in Mühlhausen an der Würm. Henhöfer fand als Prediger rasch großen Zulauf, entfernte sich jedoch zunehmend von der katholischen Kirche und trat in einem aufsehenerregenden Vorgang 1823 gemeinsam mit Julius von Gemmingen, dem größten Teil von dessen Familie und mehreren hundert Dorfbewohnern, vor allem aus Mühlhausen und Tiefenbronn, zur evangelischen Kirche über.
In der Folge wurde für die neue evangelische Gemeinde in Mühlhausen, als deren Pfarrer Henhöfer entgegen deren Wunsch allerdings nicht eingesetzt wurde, eine neue Kirche gebaut, zu der Julius von Gemmingen das bisherige Schloss Mühlhausen als Pfarrhaus zur Verfügung stellte. Julius von Gemmingen hatte von da an in der trotz allem mehrheitlich katholisch gebliebenen Gegend einen schweren Stand und zog 1835 nach Stuttgart um, wo er bis zu seinem Tode 1842 lebte. Schloss Steinegg und seinen Grundbesitz im Biet überließ er seinen Söhnen, die ihn 1839 allerdings an den badischen Staat verkaufen mussten.
Literatur
- Zum Andenken an Julius v. Gemmingen-Hagenschieß, Freiherrn und Großherzogl. Badischen Kämmerer, Stuttgart 1842. (online)
- Mathilde Tholuck: Kurzes Lebensbild des seligen Reichs-Freiherrn Julius von Gemmingen Steinegg-Hagenschies. Aufgezeichnet von Kindeshand, Gernsbach 1886.
- Carl Wilhelm Friedrich Ludwig Stocker: Familien-Chronik der Freiherren von Gemmingen, Heidelberg 1895, S. 351. (online)
- Oskar Trost: Schlösser und Burgen im Stadt- und Landkreis Pforzheim, in: Adressbuch Pforzheim und Umgebung, Stadt- und Landkreis, Ausgabe 1966, S. 12-16.
- Walter von Hueck: Stammfolge des Geschlechts der Freiherren von Gemmingen, Sonderdruck aus dem Genealogischen Handbuchs des Adels Band 37 (Freiherrliche Häuser A, Band VI), C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1966
- Pforzheim und der Enzkreis. Stuttgart und Aalen: Theiss, 1976, ISBN 3-8062-0144-7, S.64, 168, 262-263, 272-273.
- Maria Heitland: Familien-Chronik der Freiherren von Gemmingen. Fortsetzung der Chroniken von 1895 und 1925/26, Elztal 1991.
- Georg F. Kost: Burg Steinegg – Das Ende einer Reichsherrschaft, in: Der Enzkreis, Jahrbuch 91/92, hrsg. vom Landratsamt Enzkreis, S. 199–203.